Wieder hatten wir Glück mit dem Wetter, als wir am 06.11.21 zu unserem Ausflug zur Rappbodetalsperre aufbrachen. Eigentlich wollte ich den Jungen die Schönheit der Natur im Harz, die spektakuläre Hängebrücke, die Staumauer und die Möglichkeiten zeigen, die dort als Attraktionen angeboten werden. Doch dann kam es anders.

Zuerst liefen wir über die Straße auf der Staumauer zur anderen Seite, da durch die geltende Einbahnstraßenregelung die Hängebrücke nur von der „Westseite“ zu begehen war. Es pfiff ein ordentlicher Wind. Trotzdem konnten wir immer wieder beobachten, wie „Fliegerpaare“ an der Megazipline, der größten Doppelseilrutsche Europas, starteten. Ein beeindruckendes Schauspiel.

Dann liefen wir über die schwankende Hängebrücke und genossen den fantastischen Ausblick. Nicht jeder mag den freien Blick 100 Meter tief nach unten. Wohlbehalten kehrten wir zu unserem Bus zurück und fuhren ein paar Kilometer weiter nach Wendefurth. Dort gibt es noch eine weitere, etwas kleinere Staumauer, an der „Wallrunning“ angeboten wird. Man kann dort 43 Meter an der Staumauer fast kopfüber nach unten laufen! Als wir ankamen, startete gerade ein junger Mann, natürlich mit Gurt und Seilen gesichert. Mutig!!!

Dann fragte uns Janine von „Harzdrenalin“, ob wir auch laufen wollten. Sie hätte noch Termine frei. Das verneinten wir, da uns die Erlaubnis der Eltern fehlte. Stattdessen gingen wir zu dem weniger aufregenden Bootsanleger, der aber geschlossen war. In dieser Zeit reifte in 2 Jungen der Entschluss, die Staumauer doch hinunter zu laufen. Zwei Anrufe zu Hause (einer davon nach China!), um die Genehmigungen der Eltern einzuholen und schon liefen wir wieder zurück zum „Wallranning“. Janine kleidete beide mit den Sicherheitsgurten ein.

An der Kante stehend, mit freiem Blick nach unten in die Tiefe, wurde es einem Schüler dann doch mulmig. Er konnte sich nicht überwinden, zu starten. Das war verständlich und auch mutig, den Start doch wieder abzusagen. Dies schreckte jedoch Yuchen nicht. Ganz cool lehnte er sich über die Kante und lief langsam los. Als er nach einigen Minuten heil unten ankam, feierte er sich erst einmal selbst. Oben empfingen wir ihn mit einem großen Applaus.

Seine Heldentat begossen wir im nahen Restaurant „Zum Fischer“ (mitten im Harz) mit heißer Schokolade und Cola bzw. Fanta, ehe wir in der untergehenden Sonne wieder zurück zum Päda aufbrachen. Wir waren uns alle sicher: Im Frühjahr 2022 werden wir dort die nächsten Abenteuer bestehen!

Michael Lerchner

Erzieher im Haus Tannenberg