Archiv für den Monat: September 2019

Meine Reise in den Kongo

von Michael Lerchner

Vor einem Jahr haben wir im Päda eine große Benefizveranstaltung zugunsten unseres Vereins Hilfe für Menschen im Kongo e. V. mit einem großartigen Ergebnis durchgeführt (siehe Beitrag vom 21.9.2018). Ungefähr 11.000 Euro wurden damals gespendet. Dafür sind wir immer noch sehr dankbar!
Ich war nun im Juli das erste Mal (auf eigene Kosten) selbst vor Ort in unseren beiden Waisenhäusern, der Schule und dem neuen Gesundheitszentrum in der Nähe von Kinshasa. Wir haben mit den Kindern und Jugendlichen zwei Wochen lang Ferienspiele durchgeführt und ein Theaterstück einstudiert. Trotz schlimmer Schicksale und unbeschreiblicher Armut durfte ich unglaublich viel Dankbarkeit und Lebensfreude beim Trommeln, Tanzen, Spielen und Singen erleben.

Die zwei Theateraufführungen waren nationale Ereignisse. Sie wurden vor insgesamt ca. 250 Zuschauern nach dem Singen der Nationalhymne und dem Aufzug der kongolesischen Flagge aufgeführt. Von den täglichen Mühen war da nichts mehr zu spüren. Mit viel Engagement und Stolz wurde das selbstentwickelte Stück präsentiert. Der Jubel und die Freude danach über das Geleistete waren ohrenbetäubend.

Bis dahin war es allerdings auch aus anderen Gründen ein anstrengender Weg. Beinah jeden Tag fuhren wir in überfüllten Taxis (der Rekord lag bei 14 Erwachsenen in einem 7 Sitzer) die 80 km von Kinshasa nach Maluku und dann später auch wieder zurück. Eine Übernachtung irgendwo in der Nähe ist leider nicht zu finden. Nervig waren neben der Enge in den Autos die täglichen Staus in der abgasträchtigen Luft. In Kinshasa werden die Autos so lange gefahren, bis es nicht mehr geht und sie am Straßenrand stehen gelassen werden. Einen TÜV gibt es nicht. Gefühlt sind alle 12 Millionen Einwohner gleichzeitig auf und neben den Straßen unterwegs. Das Chaos ist vorprogrammiert, da die hochgerüstete Polizei selten regelnd eingreift. Oft schikanieren die Polizisten sogar die eigene Bevölkerung. Das krasseste Beispiel erlebten wir, als uns ein Polizist mit einer Kneifzange das Ventil an einem Rad abtrennte. Das passiert vor allem, wenn Weiße im Auto sitzen. Dadurch kann dann vielleicht das eigene spärliche Gehalt etwas aufgebessert werden. Rassendiskriminierung einmal umgekehrt! Die Kongolesen ertragen diese Schikanen und auch den allgegenwärtigen Schmutz mit einer erstaunlichen Ruhe. Dann wird das Rad eben lächelnd gewechselt. Eins mögen sie allerdings überhaupt nicht. In der Stadt wollen sie nicht ungefragt fotografiert werden. Daher konnten dort immer nur verdeckt Fotos aufgenommen werden. Wer Polizisten fotografiert, bekommt richtig Ärger.

Irgendwann kamen wir immer in Maluku an und wurden dann auch herzlich von den Kindern und Jugendlichen empfangen. Allerdings sind nicht alle fröhlich. Manche Kinder kommen schwer traumatisiert in unsere Häuser. Ausgebildete Traumaexperten gibt es nicht. Es ist der warmherzige und führsorgliche Umgang der Kinder untereinander, der nach Monaten dazu führt, dass sie dann plötzlich wieder lachen können und sich am Leben im Haus beteiligen.
Alle Kinder und Jugendlichen bekommen 2 Mahlzeiten am Tag. Damit sind sie gegenüber den meisten anderen Kindern aus den Dörfern privilegiert! Finanziert wird alles durch uns Paten in Europa.

An zwei Tagen sind wir in Kinshasa geblieben. Wir besuchten die City, die etwas von einer Großstadt hat. Wir wurden auch kurz vom deutschen Botschafter empfangen, da unsere Projekte mittlerweile auch in der Botschaft bekannt sind und mitunter auch unterstützt werden. Der Unterschied zwischen dem Botschaftsviertel und dem Rest der Stadt ist gewaltig. Alles sieht sehr europäisch, grün und gepflegt aus. Doch selbst dort sollten wir den wachhabenden Soldaten einen Wegezoll, nämlich Geld für Cola, geben. Das haben wir allerdings abgelehnt.

An dem zweiten freien Tag sind wir mit Motorradtaxis nach Kisenso gefahren. In diesem Slumviertel von Kinshasa haben wir unser erstes Waisenhaus gebaut. Die Fahrten zu dritt (aber auch mit 5 oder 6 Personen) auf einem kleinen Motorrad sind wirklich ein Abenteuer. Gekonnt steuern die Fahrer ihre Zweiräder über Stock und Stein, durch den Müll und die Menschenmengen. Feste Straßen gibt es nicht. Dort erlebten wir auch einen beeindruckenden Gottesdienst. Trotz der Armut und scheinbaren Hoffnungslosigkeit feiern die Menschen fröhlich und ausgelassen. Den dynamischen Trommelrhythmen konnten auch wir nicht widerstehen.
Noch drei besondere Erlebnisse möchte ich erwähnen. Während unseres Theaterstücks sollte ich auch Jodeln. Ein musikalisches Brüdertrio hat mich dabei ganz toll unterstützt. Es war irgendwie witzig, mitten in Afrika Jodelbeiträge wie in Oberbayern zu hören.
Am letzten Tag holte ich zusammen mit unserer FSJlerin Fedra eine junge Mutter mit einem Rollstuhl aus ihrer Hütte. Sie war so geschwächt, dass sie nicht mehr laufen konnte. So zogen wir sie 2 km durch den Sand bis in unser Hospital. Ohne diese Hilfe wäre sie vermutlich gestorben. Sie hatte viel Blut verloren.
Zu guter Letzt möchte ich noch ein Beispiel für die bizarren Gegensätze im Kongo beschreiben. Ungefähr 500 Meter von unserem Gelände mit Waisenhaus, Schule und Krankenhaus stehen einige schöne Gebäude malerisch am großen Kongofluss, darunter auch ein Gästehaus. Alles gehört Frau Kabila, der Witwe des verstorbenen langjährigen kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila. Aus unbekannten Gründen stehen die Gebäude leer und werden nicht genutzt. In den ärmlichen Hütten ringsherum dagegen wird geliebt, gelebt und gestorben.

Nach 16 Tagen flogen wir wieder in das für die Kongolesen „gelobte Allemagne“. Der Abschied hat mich an Erlebnisse in der ehemaligen DDR erinnert. Wenn unsere Verwandten aus der Bundesrepublik wieder nach Hause fuhren, verschwanden sie für uns hinter der unsäglichen Grenze. Nun waren wir es, die für unsere kongolesischen Freunde hinter einem Vorhang verschwanden. Unerreichbar! Vielleicht bis zu den nächsten Sommerferien …
Diese Reise hat mir vor Augen geführt, wie ungerecht diese Welt ist und wie sagenhaft gut es uns in Deutschland und Europa geht.
Wer uns bei unserer Arbeit und damit auch der Bekämpfung von Fluchtursachen vor Ort unterstützen möchte, kann mich gerne ansprechen oder auf unserer Internetseite nachschauen: www.hilfe-im-kongo.de
Herzliche Grüße
Michael Lerchner
Erzieher im Haus Tannenberg

2019-09-26T12:52:18+02:0024. September 2019|

Raus aus der Komfortzone

Die 8. Klassen fahren Kanu auf der Werra

Vom 2. bis 6. September 2019 fuhren die beiden Klassen 8a und 8b ca. 60 km auf der Werra. Unterstützt durch einen Kanu-Guide machten sich die 16 Kanus auf den Weg von Lauchröden über Hörschel, Creuzburg, Ebenshausen, Altenburschla nach Eschwege.
Während dieser fünf Tage transportierten die Schülerinnen und Schüler in wasserdichten Tonnen ihre Sachen, Zelte, Isomatten, Kochgeschirr, Campingkocher und ihre Lebensmittel. Sie mussten sich selbst verpflegen sowie gemeinsam verschiedenste Aufgaben bewältigen. Was sie dabei erlebten, haben die mitfahrenden Schülerinnen und Schüler so formuliert:

Zum Kanufahren

Rorik Krebs: Das Paddeln war cool mit den Leuten und die Natur genießen. Es war auch cool, wenn man ganz vorne fahren konnte.

Joshua Schiele: David und ich sind in einen Baum gefahren. Gott sei Dank haben wir überlebt. Es hat sehr Spaß gemacht, wenn man ganz abgelegen mit Freunden paddelt.

Celine Haufschild: Ich fand gut, dass ich mal mit Mia und mal mit Lena im Zweierboot sitzen konnte.

Jakob Daume: Wir sind auf der Werra gefahren und es gab 4 Wehre, über die wir unsere Boote tragen mussten. Die Übertragungen waren zwar nicht das Beste, aber die Klasse hat gut zusammengehalten. Deshalb ging es eigentlich immer relativ schnell.

Marvin Hanzek: Man wurde die ganze Zeit von der Strömung daher getragen und konnte die atemberaubende Landschaft genießen. Wir konnten einen Eisvogel erspähen und Enten und Schwäne füttern. Das Wasser hatte eine angenehme Wärme und man konnte vom Rand des Flusses reinspringen und viel Spaß haben.

Mia-Liv Daske: Die Kanutour am letzten Tag war eigentlich die beste. Emily und ich saßen in einem Boot. Auf einmal hatten wir Lust zu singen. Also brachte mir Emily das Klopapierlied bei. Bei diesem Abschnitt gab es auch Wege neben der Werra. Immer wenn Leute vorbeikamen, schrien wir „Klopapier“ und die Leute schmunzelten.

Lara Rakebrandt: An unserem letzten Abend wurden wir alle ins Wasser geschubst. Fast alle fanden dies lustig und wir sind noch mehrmals reingesprungen.

Daniel Eswein: Ich habe mit ein paar Kumpel gegen Wolfgang (den Kanu-Guide) gekämpft und wir sind gekentert.

Jakob Daume: Herr Metzger hat genervt und ich habe ihn über Bord geworfen.

Zu den Campingplätzen

Mia-Liv Daske: Als wir auf dem Naturcampingplatz waren, haben Lilly und ich es gewagt, unter die eiskalte Außendusche zu springen. Das war zwar echt kalt, aber eine tolle Erfahrung. Außerdem haben wir beide uns danach Hotdogs gegönnt.

David Bauch: Wenn ich einen Tipp geben darf: „Zieht euch lange Sachen an, wenn Herr Büschel sagt: ‚Zieht euch für die Nacht kurze Sachen an.‘“

Zu den Abenden

Lucia López: Das Lagerfeuer war das Beste, so nach dem Kanufahren sich ans Feuer setzen und sich ausruhen, sich vom Tag erzählen und Werwolf spielen.

Emma Berkefeld: Werwolf: Das ist ein Spiel, wo es darum geht, aufeinander zu vertrauen und gut aufzupassen. Da ein Großteil der Klasse auch mitgespielt hat, war es sehr lustig und wir hatten sehr viel Spaß.

Lea Schneider: Am Abend haben wir täglich unsere Zelte aufgebaut und in mehreren Gruppen dort zusammengesessen. Es war schön, Zeit mit Leuten zu verbringen, mit denen man es sonst nicht getan hätte.

Mia Chanté Hanenkamp: Am meisten hat mir der Sternenhimmel gefallen. Man konnte die Sterne und die Milchstraße richtig gut sehen.

Zum letzten Abend

Mia Chanté Hanenkamp: Wir haben am letzten Abend noch alle zusammen gegrillt. Ich habe einen Maiskolben gegessen.

Adnan Catovic: Ich fand es gut, dass wir am letzten Tag alle zusammen am Lagerfeuer waren und über den Tag gesprochen haben und über die ganze Fahrt: was nicht so toll war und auch was alle sehr schön fanden.

Zum letzten Morgen

Mia Chanté Hanenkamp: Am letzten Morgen haben wir unsere ganzen Sachen gepackt und die Kanus und alles Material geputzt und wieder so hinterlassen, wie wir sie am Anfang erhalten hatten. Das Ganze hat 3 Stunden gedauert!

Zur Kanufahrt insgesamt

Tammo Kügler: Das Werwolfspielen hat die Gemeinschaft zusammengebracht. Es war nachts angenehm kühl. Es war echt cool.

Alisa Köhler: Es war eine sehr schön entspannte Auszeit ohne Handys. Man ist als Klasse gut zusammengewachsen und hat viel zusammen gemacht. Man hat gelernt, nett mit anderen umzugehen und zu teilen, egal ob Essen, Trinken oder Klamotten.

Lea Meyer: Das Beste an der Klassenfahrt war, dass ich wieder mit mir selbst im Reinen war und man sich nicht verstellen musste, um „angenommen“ zu werden.

Lena van der Wal: Es war eine schöne Auszeit ohne Handy mit der ganzen Klasse. Man hat gelernt, zusammenzuarbeiten beim Kanus Rausholen oder beim Zelte Aufbauen. Es hat außerdem Spaß gemacht, selber für seine Mahlzeiten zu sorgen. Die Campingplätze waren sehr ruhig und schön.

Unterstützt wurde die Klassenfahrt von den Pädagogen Frau Waßmann, Frau Schäfer, Herrn Metzger und Herrn Büschel.

2020-09-04T11:47:59+02:0024. September 2019|

Präventionstag 2019

Im Rahmen der Neustrukturierung und Erweiterung des Präventionskonzeptes am Pädagogium fand am 16.09.2019 ein Präventionstag statt. Dieser ist Teil einer Präventionswoche, welche als gemeinsames Projekt des Pädagogiums mit der OBS Bad Sachsa, der Jugendinitiative Bad Sachsa (JIBS), dem Landkreis Göttingen, der Jugendhilfe im Strafverfahren, dem Jugendgericht und dem Fachbereich Prävention der Polizei Niedersachsen entstand.
Primäres Ziel des Projektes war es, den Schülern des Jahrgangs 8 die Gefahren und Folgen von Cybermobbing in möglichst authentischer und emotionaler Weise aufzuzeigen. Zu diesem Zweck wurde ein Rollenspiel konzipiert. Dabei wurde den Schülern ohne vorherige Kenntnis über den weiteren Verlauf des Tages ein Fallbeispiel präsentiert, auf welches Sie reagieren sollten. Um ein möglichst unbefangenes Reagieren der Schüler zu ermöglichen, wurde die Behauptung aufgestellt, die von ihnen im Folgenden erstellten Chatverläufe seien Grundlage für die Erstellung einer Unterrichtsreihe für einen Schulbuchverlag, der sich aus diesem Grund an das Pädagogium gewandt habe.
Zur Auswertung der Chats trat dann jedoch der Polizeibeamte, Herr Hahn, auf und wertet die nun dem Plenum präsentierten Chatverläufe unter juristischen und ermittlungsrelevanten Gesichtspunkten aus. Im Anschluss daran erfolgte die „Vernehmung“ einiger „Täter“.
Doch damit nicht genug: Nach einer 20 minütigen Pause hatten sich die „Täter“ nach vorheriger Besprechung mit Frau Bauer von der Jugendhilfe im Strafverfahren vor der Jugendrichterin, Frau Cron, und dem Staatsanwalt, Herrn Zwiebel, „zu verantworten“, die für die Schüler unerwartet bereits in der Aula des Pädagogiums über die „Sachlage“ informiert wurden. Im sich nun anschließenden Gerichtsverfahren wurde in sehr eindringlicher Weise deutlich, welche Folgen Cybermobbing sowohl für die Täter als auch für die Opfer nach sich ziehen kann.
In der abschließenden offenen Fragerunde hatten die Schüler die Gelegenheit, allen anwesenden Vertretern von Polizei und Justiz Fragen zu stellen und mit ihnen über ihre an diesem Tag gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen zu sprechen. Hier entstanden auch Anknüpfungspunkte, welche die Fachlehrer des Pädagogiums im Unterricht weiter vertiefen und diskutieren werden.

2019-09-17T15:04:34+02:0017. September 2019|

Sommerfest 2019

Am Samstag, den 7. September 2019 sind alle Freunde und Förderer des Pädagogium Bad Sachsa zum diesjährigen Sommerfest auf dem Schulgelände herzlich eingeladen.

Klassen und Elternschaft werden eine breite Palette an Informationen, kleinen Spielen und Verpflegung anbieten. Ebenso erhält man Einblick in den Unterricht und in das Internatsleben. Auf dem Programm stehen Kistenklettern, Bogenschießen, Fußballturnier und eine Verkehrsschulung zum Thema: Handynutzung beim Fahren – auf dem Bobby Car. Es gibt eine Kunstausstellung zu sehen, Sommerhüte können gebaut werden, die Big Band tritt auf und die Feuerwehr Bad Sachsa informiert über ihre Arbeit.
Für das leibliche Wohl ist mit Kuchenständen, Waffelbäckerei, Crêpes-Stand und Softeis gesorgt. Der Absolvia e.V. brutzelt kräftiges am Grillstand.

Der alte Ascheplatz ist in den vergangenen Monaten aufwendig zu einem Rasenplatz mit Fußballkleinfeld und Klettergerüst umgestaltet worden. Zum Sommerfest erfolgt nun die offizielle Einweihung.

Das Sommerfest beginnt um 09:30 Uhr endet gegen 13:30 Uhr.

Das Päda freut sich auf jeden Besucher und wünscht viel Spaß.

Abbildungen: Gemeinschaftsarbeit Kunst „Eine Wiese voller Blumen“ 2018-19 Klasse 7a (untere Abb.) und 7b (obere Abb.)

2019-09-04T09:56:15+02:004. September 2019|
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